St. Blasius in Kaufbeuren
Noch heute ragt die Blasiuskapelle weit über der Stadt Kaufbeuren ins Land. Sie ist in die Stadtmauer integriert und mit dem Blasiusturm (als Eckturm der Stadtmauer im Nordwesten) verbunden. Es wird vermutet, dass an dieser exponierten Stelle bereits eine erste Kirche im 8. Jahrhundert oder wenig später durch die fränkischen Herrscher errichtet wurde. Das Patrozinium des hl. Blasius für die Kapelle hoch oben auf dem Berg dürfte wohl auf die Welfen im 12. Jahrhundert zurückgehen. Vermutlich führte schon damals durch diese erste Kirche der Wehrgang der Stadtmauer hindurch, damit die Wehrleute den Gottesdienst besuchen konnten, ohne den Wehrgang und ihre Aufgabe verlassen zu müssen.
Die Blasiuskapelle selbst wird erstmals in einem Ablassbrief erwähnt, der allen Besuchern, die „das Kirchlein zu demütigem Gebet oder als Pilger aufsuchten, dort die Messe oder eine Predigt hörten oder zu frommer Einkehr und Besinnung auf dem dabei gelegenem Friedhof herumgingen“, 40 Tage Ablass gewährte. Dieser galt auch, wenn man „beim Geläut oder der Ausschmückung der Kirche behilflich war, dem Altarsakrament oder dem heiligen Öl, wenn es zu Kranken getragen wurde, folgte, auf dem Sterbebett dem Gotteshaus etwas vermachte oder beim Ertönen seiner Glocke drei Ave Maria betete“. 1436 wurde der Chor erneuert, wie es auf dem Gewölbeschlussstein zu lesen ist. Um 1484 wird das Langhaus in eine gewölbte Halle umgewandelt. Die Weihe des Sakralbaus fand am 7. Juli 1485 durch den Augsburger Weihbischof Ulrich statt.
Interessant ist auch die Wahl der übrigen Heiligen, die in der Kirche verehrt werden. Fast alle sind Schutzheilige verschiedener Handwerksgruppen: St. Blasius als Patron der Weber, St. Erasmus als Patron der Garnwinder, St. Ulrich als Patron der Stadtverteidiger, St. Johannes der Täufer als Patron der Schmiede und St. Sebastian als Patron der Bogen-, Armbrust- und Büchsenmacher.
Das wohl interessanteste Kunstwerk in der Blasiuskapelle von Kaufbeuren ist der Flügelaltar, der eindeutig als Werk von Jörg Lederer aus den Jahren 1517/18 zu sehen ist. Die drei Figuren der Heiligen Ulrich, Blasius und Erasmus in der Altarmitte stammen noch vom Vorgängeraltar der um 1430 errichteten Kirche.
Die Bilder passen sich den Schnitzarbeiten von Jörg Lederer bestens an. Auf der Rückseite des Altarschreins ist die Kreuzigung Christi dargestellt. Auf der dazugehörenden Inschrift lesen wir: „die taffel ist gesetztt worden an unser liebe fraven abatt als der engel den gruß brachtt da man zallt 1518 und ist pfleger gewesen burgmaister hans weser und blese honnold“. Demnach wurde das Bild am Vorabend des 25. März (Mariä Verkündigung) 1518 vollendet. An der östlichen Langhauswand stehen zu beiden Seiten des Chorbogens auf Konsolen die Figuren des hl. Johannes des Täufers (links) und des hl. Sebastians (rechts). Beide Figuren werden in die Zeit um 1490 datiert und sind in der Art des Michael Erharts ausgeführt. Vielleicht stammen sie aber auch von Jörg Lederer.
Text und Bilder: Klaus Wankmiller