Pfarrkirche St. Stephanus in Oberthingau
Zwischen 750 und 770 entstand in Thingau ein fränkischer Königshof. Nur wenige Jahrzehnte später dürfte eine dem hl. Stephanus geweihte Kirche errichtet worden sein. Ab etwa 943 begannen die Rodung und die Besiedlung des Gebietes. Erst 1357 unterschied man ausdrücklich zwischen Unter- und Oberthingau.
Der erste namentliche bekannte Pfarrer war 1458 Konrad Bach. 1494 wurde Oberthingau selbstständige Pfarrei. Der Turm ist mit 1496 datiert. 1666 fand man bei der Mühle von Eschenau zwei Gnadenbilder (ein Kruzifix und eine Maria) auf, für die man zunächst einen Ölberg neben der Pfarrkirche errichtete. Bereits 1684 war es durch die steigende Zahl an Wahlfahrern notwendig, eine eigene Gnadenkapelle an das Gotteshaus anzubauen. 1726 stuckierte man den Chor, 1766 erfolgte die Ausmalung der Kapelle. 1787 stürzte die Tafeldecke der Kirche ein. Jetzt entschloss man sich, auch im Langhaus Fresken anzubringen.
Als ausführender Maler der Fresken gilt Linus Seif aus Kempten. Im Chor malte er bereits 1767 die Glorie des hl. Stephanus, der von den vier Kirchenvätern eingerahmt wird. 1788 folgten dann ebenfalls von Seif die Langhausfresken. Ob Anton Wintergerst aus Bärenwies bei Probstried zwischen 1766 und 1768 die Fresken in der Gnadenkapelle gemalt hat, konnte bislang nicht sicher nachgewiesen werden. Das beeindruckende Bild zeigt Maria als Fürsprecherin vor der Heiligen Dreifaltigkeit. Darunter suchen zahlreiche Pilger und Kranke Zuflucht und Hilfe. Die in gelber Tonmalerei ausgeführten Stichkappenbilder haben Sprüche aus der marianischen Litanei.
Das Hochaltarbild zeigt die Steinigung des hl. Stephanus (1766) von Anton Wintergerst. Die 1701 errichtete Todesangst-Christi-Bruderschaft stiftete den südlichen Seitenaltar. Dort befindet sich eine Fünf-Wunden-Figur. Die Engelchen fangen mit Kelchen das herausströmende Blut Christi auf.
Der große Gnadenaltar in der Seitenkapelle rahmt die beiden Gnadenbilder ein. Diese fallen durch die Größe des Altars kaum auf. Es handelt sich um eine silberfarben bekleidete Maria auf einer Weltkugel und ein kleines geschnitztes Kruzifix.
Text und Bilder: Klaus Wankmiller