1. Weltkrieg
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 war Bayern noch eine Monarchie und das Allgäu ein Teil davon. Unter dem Oberbefehl von Kronprinz Rupprecht (*1869 - †1955) marschierten zehn bayerische Divisionen mit großer Kriegsbegeisterung ins französische Lothringen ein. König Ludwig III. von Bayern (1913 – 1918) erhoffte sich, das Elsass an Bayern anschließen zu können. In Frankreich kam es schon bald zu einem Stellungskrieg, der tausende Tote forderte. Im Frühjahr 1918 kämpfen 25 bayerische Divisionen (ca. 550.000 Mann) auf den Schlachtfeldern in Europa. Nie zuvor war ein Krieg so grausam, weil moderne Waffen (Maschinengewehre, Handgranaten), Panzer, Flugzeuge, Kriegsschiffe und Giftgas eingesetzt wurden.
Die Stimmung der Bevölkerung sank während des Krieges auf einen Tiefpunkt. Der Regierungspräsident von Schwaben meldete am 25. Juni 1917: „Die Stimmung im Volke im allgemeinen ist vielfach recht missmutig und verärgert, besonders bei den Frauen.“ Auf den Frauen lag eine schwere Last, da sie oft die Aufgaben der im Felde stehenden Männer zu erfüllen hatten. Fehlende Nahrung, die Verteuerung der Waren und die Geldentwertung verschlechterten noch weiter die angespannte Lage. Am 8. November 1918 floh schließlich König Ludwig III. und es wurde die bayerische Republik ausgerufen. Auf einer Bauernversammlung in Weiler im Allgäu stellte ein Sprecher am 15. Dezember 1918 fest: „Der deutsche Michel war in der Königstreue eingeschlafen und in der Revolution aufgewacht.“
Auch das Ostallgäu war von den kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen. Aus allen Städten, Gemeinden und Weilern mussten Soldaten abgestellt werden. In der damals relativ kleinen Altgemeinde Trauchgau sind z. B. auf der Tafel im Eingangsbereich der Kirche 203 Kriegsteilnehmer genannt. Die meisten fielen auf den Schlachtfeldern in Frankreich. Aber es gab auch zahlreiche Ostallgäuer Soldaten, die auf dem Balkan, in Polen oder im Stellungskrieg zwischen Österreich und Italien ihr Leben ließen. Einige waren auch vermisst. Ihr Schicksal ist bis heute ungeklärt.
In zahlreichen Kirchen im Ostallgäu mussten die Kirchenglocken abgenommen und zu Kanonen eingeschmolzen werden. Auch lange Zeit nach dem Krieg gab es keine Glocken, die am Sonntag zum Gottesdienst läuteten. Doch durch die Entschlossenheit und die Ausdauer der Überlebenden kam es zu einem Aufschwung in der noch jungen Republik.
Text und Bilder: Klaus Wankmiller