Bergkirche St. Michael Waalhaupten

800 Meter östlich des Ortes Waalhaupten liegt die Bergkirche St. Michael auf einem bewaldeten Höhenzug, an welchem sich das Lechtal vom Gennachtal und das Fuchstal vom Kirchweihtal scheidet. Seit 1972 verlĂ€uft auf diesem Höhenzug auch die Bezirksgrenze zwischen Schwaben und Oberbayern. Die Kirche wird vom Friedhof der Pfarrei Waalhaupten umgeben. Der Waalhauptener Pfarrer Dr. Reinhold Schwarz schrieb in seiner Chronik: „Der Blick schweift weit in die Ebene hinab bis hin zum Alpenrand, sodass der Priesterdichter Dr. Peter Dörfler (1878 bis 1955) diese Gegend in seinen Romanen ‚SchwĂ€bisches Himmelreich‘ genannt hat“. Die Bergkirche diente bis ins Jahr 1713 als Pfarrkirche fĂŒr Waalhaupten. Erstmals 1403 urkundlich erwĂ€hnt erfolgte die KirchengrĂŒndung jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit schon im frĂŒhen Mittelalter. Bereits im 8. Jahrhundert wird eine keltische KultstĂ€tte vermutet. Nach der Missionierung werden die kriegerischen Heidengötter durch den kriegerischen Heiligen St. Michael ersetzt. Der heute bekannte Bau entstand Ende des 14. Jahrhunderts, nach dem die VorgĂ€ngerkirche aus Holz einem Brand zum Opfer fiel. SpĂ€tgotische Fresken an der Nordwand, welche damals noch fensterlos war, zeigen die Passionsgeschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem bis zur Auferstehung. Der Freskenzyklus diente als sogenannte „Biblia Pauperum“ („Bibel der Armen“), nachdem die Menschen der damaligen Zeit meist weder schreiben noch lesen konnten. 


Ab 1677 erfolgte die Barockisierung, ab 1870 wurde diese durch eine neuromanische Ausstattung abgelöst. 1901 entdeckte der spĂ€tere Priester und Dichter Peter Dörfler – zu dieser Zeit noch als Student – die spĂ€tgotischen Fresken an der nördlichen Langhauswand. Diese waren im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ĂŒbertĂŒncht worden. Ohne deren Existenz zu kennen, wurde vermutlich im Rahmen der Barockisierung die nördliche Langhauswand mit Fenstern versehen. Mit der Folge, dass der kostbare Bilderzyklus mehrfach unterbrochen wurde. 


Eine Besonderheit birgt der Turm der Bergkirche. In ihr befindet sich eine Klausnerwohnung. Zwischen 1750 und 1830 haben dort mehrere Eremiten gelebt. Ein kurzer Blick in diese Einsiedelei mit der Enge der RĂ€umlichkeit lĂ€sst erahnen, unter welchen einfachsten VerhĂ€ltnissen die Einsiedler dort lebten. Der Dichter Peter Dörfler stellt in einigen seiner Romane und ErzĂ€hlungen den Bezug zur „Klause auf dem Michelsberg bei Waalhaupten“ her; u. a. in den BĂŒchern „Der ungerechte Heller“, „Der Sohn des Malefizschenk“ sowie „Die Papstfahrt durch Schwaben“.

 

 

Text: Dietmar Ledel, Bilder: Rita Nett
 

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