Hubert von Herkomer

Sir Hubert von Herkomer

Hubert von Herkomer war ein vielseitig begabter Künstler, der durch seine Porträtmalerei und Graphiken berühmt wurde, aber auch als Bildhauer, Regisseur und technikbegeisterter Visionär, der die erste Tourenwagen-Rallye in Deutschland, ja der Welt, initiierte. Er wurde am 26. Mai 1849 in Waal geboren. Sein Vater Lorenz Herkomer wanderte 1851 von Waal nach Nordamerika aus. Von dort kehrte der (Kunst-) Tischlermeister mit seiner Frau Josephine, einer Musiklehrerin, und seinem Sohn Hubert 1857 wiederum nach Europa zurück und übersiedelte nach Southampton in England. Nach einem halben Jahr an einer öffentlichen Schule wurde Hubert fast ausschließlich von seinem Vater unterrichtetet. 1863/64 besuchte der Junge die Kunstschule. 1865 durfte er seinen Vater nach München begleiten. Hier bot sich dem begabten Buben die Möglichkeit zu Studien an der Münchner Kunstakademie. Nach einem halben Jahr mussten Vater und Sohn zurückkehren, weil der Pass nicht verlängert werden konnte.


Noch während der 17jährige Herkomer an der South-Kensington-Kunstschule studierte, organisierte er eine Malklasse und die erste Kunstausstellung dort. Er verkaufte erste Zeichnungen und zog nach London, um eventuellen Auftraggebern nahe zu sein. Als freischaffender Künstler hatte er nur ein bescheidenes Auskommen. Er komponierte Lieder und sogar Opern, für die er selber textete. Seine Anstellung als Illustrator der Wochenzeitung „The Graphic“ verhalf ihm zu einem sicheren Einkommen. Den endgültigen Durchbruch schaffte er 1875 mit dem Ölgemälde „The Last Muster“ (Der letzte Appell), das er in der Royal Academy ausstellte.


Herkomer fing an Porträts zu malen. Damit wurde er immer bekannter, seine Modelle immer vornehmer und er immer reicher. Auch Königin Viktoria und Richard Wagner ließen sich von Herkomer porträtieren.  Bekannt wurde er v.a. mit den Bildnissen „Dame in Weiß“ (1885) und „Dame in Schwarz“ (1886). Er malte aber auch Motive aus seiner bayerischen Heimat. Oft zeigen sie sozialrealistische Motive, die Arbeit, Alter und Armut thematisieren.


1885 wurde er Professor an der Universität Oxford.
Seit 1873 lebte er mit seiner Familie in Bushey nahe London, wo er mit der Errichtung eines schlossähnlichen Wohnbaus einen lang gehegten Traum verwirklichte: die Villa Lululaund (heute steht nur noch ein Teil des Gebäudes). 1883 gründete er dort eine private Malschule, die in den 20 Jahren ihres Bestehens mehr als 500 Schüler absolvierten. Sein unkonventioneller, aber autoritärer Unterrichtsstil wurde auch kritisiert. 
Hubert von Herkomer war dreimal verheiratet. Er hatte zwei Söhne mit Anna Weise, die 1883 verstarb. Mit dem Tod seiner zweiten Frau Lulu Griffiths nach wenigen Monaten Ehe war er zum zweiten Mal Witwer. Seine dritte Gattin war seine Schwägerin Margaret Griffiths, die er im September 1888 im Mutterturm in Landsberg heiratete, wofür er die deutsche Staatsbürgerschaft annahm. Sie schenkte ihm zwei Töchter.
Herkomer begeisterte sich für die neue Erfindung: das Automobil. In England lernte er durch seine prominenten Kunden die neue Technik und die ersten sportlichen Wettbewerbe mit den schnellen Automobilen kennen. Und weil er besonders die alltagstauglichen Fahrzeuge schätzte, initiierte er schließlich in Deutschland die erste Tourenwagen-Rallye der Welt. In Landsberg erinnert heute noch die Herkomer-Rallye an die erfolgreichen Konkurrenzen des Automobilisten. Die Oldtimer-Rallye wurde 1997 „wiederbelebt“. Teilnehmen dürfen nur Tourenwagen, die nicht jünger als Baujahr 1930 sein dürfen.


In Bayern und vor allem in Landsberg am Lech, wo seine Eltern die letzten Jahre lebten, verbrachte der Künstler mit Vorliebe seine Sommer. Neben dem früheren Wohnhaus der Eltern - heute das Herkomer Museum mit einer bedeutenden Sammlung seiner Gemälde und Graphiken - ließ der Künstler zu Ehren seiner Mutter einen 30 hohen Turm im normannischen Stil errichten, den bekannten Mutterturm am Lechufer. Im Historischen Rathaus der Lechstadt sind u.a. zwei beeindruckende Monumentalgemälde von ihm zu bewundern. Herkomer starb am 31. März 1914 in Budleigh-Salterton in England. Ihm zu Ehren wurden in vielen Städten Straßen und Plätze nach ihm benannt. Auch in seinem Ostallgäuer Heimatort Waal heißt die Straße, wo einst sein Geburtshaus stand, nach dem berühmten Sohn der Gemeinde. An Sir Hubert Ritter von Herkomer erinnert auch eine Gedenktafel und das Kriegerdenkmal, das er selber entwarf.

 

Text und Bilder: Rita Nett
 

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