Bruder Georg

Andreas Erhart wurde als Sohn der Bauers- und Bäckerseheleute Anna und Georg Erhart am 25. November 1696 im Pfrontener Ortsteil Kreuzegg geboren. Andreas wuchs mit seinen beiden jüngeren Geschwistern Anastasia und Joachim auf. Als sein Vater 1712 im Alter von 52 Jahren starb und seine Mutter 1713 Roman Fischer heiratete, wurde der 17-jährige Knabe zu einer Bäckerlehre nach Immenstadt geschickt. Dort entstand ein erster Kontakt zum Kapuzinerorden. Nachdem Andreas 1717 seine Gesellenprüfung mit Auszeichnung bestanden hatte, begab er sich auf Wanderschaft. Zuvor kehrte er noch einmal in seinem Elternhaus zu und verabschiedete sich. Er glaubte, dass er seine Heimat nie wieder sehen würde und schnitt sich als letzte Erinnerung einen Haselnussstecken mit einer Gabelung ab. Dieser sollte ihn zeitlebens begleiten.
 
1718 kam Andreas nach Rom, wo es eine Kolonie von deutschen Bäckern gab. Er arbeitete in einer Bäckerei in der Via Montanara. Jeden Morgen besuchte er den Gottesdienst und kümmerte sich nach seiner Arbeit um hilfesuchende Kinder. Zu Ostern des Jahres 1724 entschloss sich Andreas Erhart, um die Aufnahme in das Kapuzinerkloster bei der Kirche S. Maria della Concezione zu bitten. Von 1740 an pflegte er 15 Jahre lang einen mürrischen Ordensbruder, ohne dabei seine Fröhlichkeit zu verlieren.
Eine Legende berichtet, dass Bruder Georg für eine an Tuberkulose erkrankten Frau bei Maria um Hilfe bat und diese gesundete, obwohl sie von allen Ärzten schon aufgegeben worden war. Angeblich soll er auch durch sein Gebet einen Gelähmten geheilt haben. Dem Fürsten Falconieri sagte er eine lange Krankheit und dessen Heilung voraus, was sich auch bewahrheitete. Georg wurde durch seinen Blick in die Zukunft und die Gabe, an zwei Orten gleichzeitig zu heilen, berühmt.
 
Von Papst Benedikt XIV. bekam Georg ein Kreuz zum Segnen der Kranken. Der Kapuzinerbruder sah 1756 die Krankheit des Papstes voraus, an der er aber nicht sterben sollte. Zwei Jahre später teilte er dem Oberhaupt der katholischen Kirche jedoch sein Sterbedatum mit. Auch dessen Nachfolger, Papst Clemens XIII., schätzte Bruder Georg sehr. Er schickte ihn 1762 nach Frascati, um dort den Bruder von Fürst Piombini zu pflegen. Georg erkrankte jedoch selbst an einer Lungenentzündung und verstarb segnend am 7. Oktober 1762.
 
Georg wurde in Frascati begraben. Viele Hilfsbedürftige pilgerten an sein Grab. 1780 besuchten angeblich zwei Männer aus Rom sein Elternhaus in Pfronten-Kreuzegg. Die beiden erklärten, dass „Bruder Jörg“ bei seinem Tod die Bitte geäußert hatte, dass man in seiner Heimatgemeinde einen Bildstock oder eine Kapelle für ihn errichten solle. Man dürfte bereits damals eine kleine Kapelle unter dem damaligen Pfarrer Selb (1803 gestorben) errichtet haben. Bald brachte man auch ein Portrait Georgs aus Rom hierher, das kurz vor seinem Tod entstanden sein soll. Zahlreiche Votivgaben und acht Votivbilder belegen, dass Bruder Georg auch heute noch in seiner Heimatgemeinde verehrt wird. Einige sind aus der Zeit zwischen 1789 und 1801 datiert. Sie zeigen den wundersamen Mann mit dem gegabelten Haselnussstecken, den er einst aus seiner Heimat mitgenommen hatte.
 
1781 wurde durch das vorbildliche Leben und aufgrund einiger Wunder der Seligsprechungsprozess eingeleitet. Die Napoleonischen Kriege und die Säkularisation brachten den Prozess allerdings ins Stocken. 1922 überführte man seine Gebeine in die Kapuzinerkirche St. Anton nach Kempten.

 

Text und Bilder: Klaus Wankmiller

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