Passionsspiele Waal

Seit 400 Jahren existieren die Passionsspiele in Waal – Anlass für die Passionsspielgemeinschaft Waal, die Geschichte der Mysterienspiele Revue passieren zu lassen und das Jubiläum zu feiern. Im Jahr 2023 führt der Verein die Jubiläumspassion auf. 
Die Passionsspiele im Markt Waal weisen eine lange Tradition auf und finden ihren Ursprung in der „örtlichen Pestnot“ aus den Jahren 1620 bis 1630. Urkundlich lässt es sich bis 1791 zurückverfolgen; viele ältere Archivalien sind bei einem Theaterbrand verlorengegangen. Der Ursprung geht zurück auf den Beginn der 1620er-Jahre. Seit dieser Zeit wird in der dafür erbauten Kreuzkapelle, später in der Pfarrkirche St. Anna ein Kreuzpartikel aufbewahrt. Mit dieser Kreuzverehrung und der Gründung einer Heilig-Kreuz-Bruderschaft hängen die Anfänge der Passionsdarstellung zusammen. Sie gehen zurück auf ein Gelübde aus dem Dreißigjährigen Krieg, das zur Abwendung der Pest geleistet wurde. 1926 wurde das „Waaler Kreuzspiel“ von Pfarrer Sebastian Wieser aufgeführt. Mit diesem Spiel lässt sich die Verbindung zwischen Pestgelübde, Kreuzbruderschaft, Verehrung des Kreuzpartikels und Tradition der regelmäßigen Passionsspiele, welche im Laufe der Zeit durch weitere Heiligen- und Mysterienspiele, aber auch weltliche Stücke ergänzt wurden, herstellen. 

Ursprünglich wurden die Passionsspiele in kleineren Schauspielstätten bzw. im Freien aufgeführt. Graf Schenk von Castell kaufte im Winter 1813 einen Theaterbau aus Marktoberdorf, welcher von den Waaler Bauern auf Schlitten in den Singoldort gebracht und im Schlossgarten aufgestellt wurde. Später wurde der Bau aus dem Schlossgarten entfernt und in der Nähe der Einsiedelkapelle wiederaufgebaut. 1885 folgte diesem, nachdem das Theatergebäude völlig abgebrannt war, ein Neubau, welcher bis 1956 für die Vorstellungen diente. 1960 fand die Grundsteinlegung für das heutige Passionsspielhaus statt. 

Die Tradition der Passionsspiele hat bis zur heutigen Zeit ihren Reiz nicht verloren. In der Textgestaltung, der schauspielerischen Darstellung als auch der Musik dem Wandel der Zeit unterworfen, verfolgen die Waaler Bürger bis zum heutigen Tag das Ziel der Verkündigung des Heilsplanes Gottes. So spielen Leiden, Tod und Auferstehung von Jesus Christus eine ebenso große Rolle wie Leben und Wirken großer Heiliger, z. B. Ulrich, Franziskus oder Maria. Während zu früheren Zeiten ausnahmslos Waaler Bürgern die Aufführung der Spiele vorbehalten war, beteiligen sich in jüngster Zeit auch Mitwirkende aus dem Umland Waals. Einen schauspielerischen und künstlerischen Stempel drückte viele Jahrzehnte Otto Kobel den Spielen auf. Seit 2009 wirkt der Landsberger Florian Werner als Spielleiter. Hermann Assner war jahrelang als Vorsitzender tätig. Dieses Amt übernahm Werner Rahn, im Jahr 2021 dann Michael Daigeler. 

Text und Bilder: Dietmar Ledel