Einführende Gedanken
Im Artikel 131 der Bayerischen Verfassung ist als Bildungsauftrag die „Liebe zur Heimat“ formuliert, Mundart ist damit untrennbar verbunden. Dialekte sind ein wertvolles Gut, das es zu bewahren gilt. Daher ist der Dialekt als Lerninhalt in den Lehrplänen aller Schularten fest verankert.
Neben der Schriftsprache oder „Standardsprache“ soll also dem Dialekt ausreichend Raum gegeben werden, ist doch der Dialekt wichtiges Element „zur Entfaltung regionaler, sozialer und kultureller Identität von Schülerinnen und Schülern.“ (1) Mundart sprechen und Schriftsprache lernen bedeutet so viel wie zweisprachig aufzuwachsen und „ist damit in hohem Maße intelligenzfördernd“. (2) Dialekt ist keineswegs etwas „Rückwärtsgewandtes“ oder gar eine Sprachbarriere, sie ist „kein Handicap auf dem Weg zum schulischen und beruflichen Erfolg“. (3)
Wie aber in der Schule umsetzen, wo unsere Kinder doch vielen flüchtigen und unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt sind und in vielen Familien Mundart nicht mehr „Muttersprache“ ist? Wie viele Lehrer sind selbst „native speakers“, beherrschen den jeweiligen Lautklang? „Mundartpflege darf sich nicht auf wenige Schauveranstaltungen beschränken, darf nicht „Unterrichtsfach“ sein, sondern muss, wenn auch nur zeitweise, den Alltag prägen. Junge Menschen müssen spüren, dass die Mundart das Leben bereichert.“ (4)
Das „Digitale Schulbuch Ostallgäu“ möchte Erziehern und Lehrern die Möglichkeit geben, mit Fachbeiträgen Hintergrundwissen aufzubauen, in exemplarischen Beispielen die Vielfalt Ostallgäuer Dialektfärbungen kennen zu lernen und mit Praxisanregungen der unterrichtlichen Dialektpflege Schwung zu verleihen. Es ist weiterhin gestaltungsfähig und lädt interessierte Kolleginnen und Kollegen ein, eigene Erfahrungen und Erkenntnisse einzubringen. In lockerer Abfolge werden weitere Beiträge eingestellt. Kontaktdaten sind über das Landratsamt Ostallgäu, Herrn Leonhart, abzufragen.
1 Klaus Wenzel, Pressemitteilung des BLLV e.V. München, 18.11.2013
2 Reinhard Wittmann „Glanz und Gefährdung unserer Mundart“, Vortrag 10.10.2012
3 Ludwig Zehetner, Einleitung zur 4. Auflage von „Bairisches Deutsch“
4 Albert Bichler, „Mundart und Brauchtum“, Fachbeitrag in „Freude an der Mundart“, Lesebuch zum Bayernbund-Projekt, S. 72
Text: Stefan Renner (Stefan Renner war bis zu seiner Pensionierung Lehrer an der Mittelschule in Füssen und hat drei Bändchen – überwiegend in Mundart – mit jagdlichen Themen geschrieben. Er ist Gründungsmitglied des Dichterkreises „Jagdlyrik“im Bayerischen Jagdverband und veröffentlicht dort weiterhin im regelmäßig erscheinenden Jahrbuch.)