Peter Dörfler

Ein Priester und Schriftsteller aus dem Allgäu

In vielen Orten unserer Heimat sind Straßen nach ihm benannt: Auch die Kindergärten in Wald und in Marktoberdorf tragen seinen Namen: Peter Dörfler. Deine Urgroßeltern, eventuell auch noch die Großeltern kennen vielleicht ein Buch von ihm, das bekannteste ist "Als Mutter noch lebte". In unserer heutigen modernen Zeit werden seine Schriften über unsere schwäbische Heimat und unseren Glauben kaum noch gelesen und als nicht mehr zeitgemäß empfunden.

 

Peter Dörfler war Priester und schwäbischer Volksdichter. Geboren wurde er am 29. April 1878 auf einem Bauernhof in Untergermaringen (heute ein Ortsteil von Germaringen). Als er drei Jahre alt war, zog die Familie nach Waalhaupten (heute ein Ortsteil von Waal), denn sein Vater kaufte dort einen größeren Hof. Peter war ein kluger Schüler und so sollte er auf Wunsch des Vaters Priester werden. Der Junge wurde deshalb ins Gymnasium nach Augsburg geschickt. Zum Studieren ging er nach München.

 

1903 empfing er die Priesterweihe. Fortan wirkte er als Kaplan in Steingaden und Lindenberg (Allgäu). Es erfolgte ein Studium der christlichen Archäologie in Rom. Ab 1907 wurde er Stadtkaplan in Landsberg a. Lech, später Benefiziat in Mindelheim. Im Jahre 1909 promovierte er zum Doktor der Theologie und verfasste seine Doktorarbeit zum Thema „Die Anfänge der Heiligenverehrung nach römischen Inschriften und Bildwerken“. Von 1911 bis 1915 wirkte er als Spitalpfarrer in Landsberg a. Lech. Ab 1915 bis 1953 leitete er als Direktor die St.- Marien-Ludwig-Ferdinand Anstalt in München, ein Heim für verwaiste und heimatlose Kinder. 1945 erhält er den Dichterpreis der Stadt München und Bayerischen Akademie der schönen Künste. 1948 ernennt Papst Pius XII. Peter Dörfler zum päpstlichen Hausprälaten. Im Jahre 1953 feierte er sein Goldenes Priesterjubiläum in Waalhaupten. Dörfler litt Zeit seines Lebens an „geistiger Vereinsamung“, was ihn dazu antrieb, sich ganz und gar der Literatur und der Dichtung zu verschreiben. Rund 50 Werke entstehen in dieser Zeit. Dörfler setzt sich mit der Volkskunst, dem völkischen Glauben und Aberglauben, der christlichen Archäologie und Geschichte ebenso auseinander wie mit der Heimatgeschichte rund um das Allgäu. Neben dem Buch „Die Wessobrunner“ entstehen seine beiden großen Trilogien „Die Apollonia-Trilogie“ (1930) und „Die Allgäu-Trilogie“ (1934). Während der Kriegsjahre brachte Dörfler mehrere dutzend heimatlose Kinder bei Allgäuer Familien unter, um deren Sicherheit zu gewährleisten. Er starb am 10. November 1955 und wurde auf dem Friedhof München-Neuhausen beerdigt. 

 

All die Jahre hindurch betätigte sich der Priester auch als Schriftsteller. Er schrieb viele Bücher und erhielt 1945 sogar den Literaturpreis der Stadt München. Unter anderem entstand 1941 sein wohl berühmtester Roman, "Die Wessobrunner". Dörfler beschreibt darin das Leben und Arbeiten der Baumeister, Maler und Stuckateure (sie formen aus Gips Blumen, Girlanden und Figuren) aus Wessobrunn (siehe auch Kirchen -> Germaringen). Diese Künstler bauten und verzierten vor etwa 350 Jahren Kirchen in unserer näheren und weiteren Umgebung und waren während der Bauzeit fern ihrer Familie. Das prächtigste und bekannteste Gotteshaus ist die Wieskirche bei Steingaden.

 

Leseprobe Die Wessobrunner

 

"Es war wieder Spätherbst geworden. Die Dreschflegel und die Flachsbrechen lärmten um die dunkel im schweren Nebel hockenden Blockhäuser. Aber fast in jedem Gehöft leuchtete jetzt  das liebliche Licht der Erwartung. Es wurde geputzt und gescheuert wie vor einem großen Fest. Die Kinder liefen auf die Straße gegen Weilheim und auf die Straße gegen Landsberg. Wie Wachtposten standen sie da und belauerten jeden auffahrenden Wagen, jeden heranstapfenden Wandersmann und Wanderstrupp. Denn der Vater wurde aus München oder Augsburg erwartet, der Vater und die Brüder aus einem schwäbischen Kloster oder Schloß oder Städtlein oder aus der Schweiz oder aus Österreich, wo sie den Herrenleuten ihre prunkhaften Bauten mit Rankenwerk und üppigem Fruchtwerk, mit gezogener und geschnittener Stuckatur ausschmückten."

 

Text: Hildegard Stellmach / Dietmar Ledel
Bilder: Hildegard Stellmach
 

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