Lautenbauer aus Füssen

Erste Nachrichten von Lautenbauern im Allgäu gibt es schon im Mittelalter. Die Laute, die von der arabischen „al-ud" abstammt, gelangte vermutlich über das maurische Spanien nach Europa.

 

Einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung der Laute leisteten die Minnesänger, die mit Laute und Gesang von Burg zu Burg zogen. Bereits Hiltpold von Schwangau (um 1250) reiste auf dem V. Kreuzzug ins Heilige Land und könnte hier mit der Laute Bekanntschaft gemacht haben. 1417 heiratete Oswald von Wolkenstein Margarete von Schwangau. Spätestens seit dieser Zeit wurden Lauten auch im Allgäu gebaut. Nach einer ersten Erwähnung eines Lautenmachers in einem Zinsbuch des Klosters St. Mang in Füssen im Jahr 1436 findet sich 1461 auch ein erster Name: „Perchtold der Lautenmacher“.

 

Viele Faktoren begünstigten die Verbreitung des Lautenbaus im Füssener Land: In den Wäldern um Füssen fand man viele Bäume, die sich zur Gewinnung von Klanghölzern eignen (Fichten, Bergahorn und vor allem Eiben). Während der häufigen Aufenthalte von Kaiser Maximilian I. in Füssen war auch die Hofkapelle in seinem Gefolge, die neue Instrumente benötigte. Füssen lag am Knotenpunkt einer Fernhandelsstraße von Augsburg bzw. Kempten nach Venedig. Außerdem ermöglichte die Lechflößerei den Transport der Instrumente in andere Zentren des damaligen Musikgeschehens (z.B. Wien).

 

Die Benediktiner im Kloster St. Mang in Füssen pflegten schon früh die Musik. In den klösterlichen Schreibstuben wurden neu entwickelte Techniken verbreitet. Außerdem bot der Instrumentenbau für die bäuerliche Bevölkerung eine einträgliche Nebenbeschäftigung, zumal das raue Klima im Allgäu nur geringe Ernteerträge zuließ. Immer mehr Lautenmacher siedelten sich aus den umliegenden Orten in Füssen an. Deshalb war es notwendig, die Rechte der Lautenmacher zu sichern und ihre Zahl zu begrenzen, damit jeder sein Auskommen hatte. 1562 schlossen sich deshalb 20 Lautenmacher in Füssen zur ersten Lautenmacherzunft Europas zusammen. Die Folge war jedoch, dass viele junge Lautenbauer auswanderten und in ganz Europa neue Zentren gründeten.

 

Die Konkurrenz der Handwerker aus anderen Städten und die abnehmende Zahl verwendbarer Klanghölzer in den Bergen um Füssen führten zum Untergang der Geigenbaus in der Lechstadt. Zudem wurde die Zahl der Instrumentenbauer durch die zahlreichen Kriege und die Pest im 16. und 17. Jahrhundert stark reduziert. 1650 waren es nur mehr sechs Meister. Der letzte Füssener Geigenbauer, Joseph Alois Stoß, teilte am 19. Mai 1835 dem königlichen Rentamt mit: „Da sein Geigenmachers Gewerb ganz ohne allen Verdienst seie, verzichte er nun hierauf förmlich“. Es dauerte fast 150 Jahre, bis sich wieder ein Geigenbauer in der Stadt am Lech ansiedelte. Heute finden sich verschiedene Meister, die in der Tradition der alten Geigen- und Lautenmacher Instrumente von Spitzenqualität bauen.

 

Text und Bilder: Klaus Wankmiller

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